Die Gehfähigkeit ist ein aufregender Schritt in der kindlichen Entwicklung, der normalerweise zwischen dem 9. und 15. Lebensmonat auftritt. Der Moment, in dem das eigene Kind die ersten Schritte frei geht, ist ein Meilenstein, der von vielen Eltern mit grosser Freude erwartet wird. Doch wie genau entwickelt sich die Fähigkeit, zu gehen? Lassen Sie uns gemeinsam eintauchen und die faszinierende Reise zur Gehfähigkeit erkunden.
Motorische Entwicklung:
Die kindliche Gehfähigkeit ist eng mit der motorischen Entwicklung verbunden. In den ersten Monaten ihres Lebens entwickeln Babys grundlegende motorische Fähigkeiten wie das Heben des Kopfes, das Rollen, Krabbeln und Sitzen. Diese Fähigkeiten legen durch ihre Anforderung an die Koordination, Anpassungsfähigkeit, Variation, Flüssigkeit und Ausdauer der Bewegungen den Grundstein für die spätere Gehfähigkeit. Speziell das Krabbeln, welches immer wieder kontrovers diskutiert wird, unterstützt das spätere Gehen positiv. Was beim Krabbeln nämlich stark zum Ausdruck kommt, ist die alternierende, übers Kreuz laufende Bewegung der Arme und Beine. Dies fördert die Integration der motorischen Bahnen vom Hirn zu den Muskeln in Beinen, Armen und Rumpf. 80% der Bahnen der Willkürmotorik vom Gehirn in die Muskeln des Körpers überkreuzen bei ihrem Weg in die Peripherie die Körperseite.
Die Rolle der Balance:
Ein wichtiger Aspekt der Gehfähigkeit ist das Gleichgewicht. Kinder müssen lernen, ihren Körper zu stabilisieren und ihre Muskeln zu koordinieren, um aufrecht stehen und gehen zu können. Dies erfordert Übung und Zeit, da das Gleichgewichtssystem des Körpers sich erst entwickeln muss.
Unterstützung und Ermutigung:
Eltern und Betreuer spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der kindlichen Gehfähigkeit. Indem sie eine sichere Umgebung schaffen und dem Kind die Möglichkeit geben, seine motorischen Fähigkeiten zu erkunden, können sie die Entwicklung des Gehens fördern. Es ist wichtig, dem Kind genügend Raum zu geben, um selbstständig zu üben und gleichzeitig in der Nähe zu sein, um es zu unterstützen. Die Kinder benötigen keine ausgefallenen Gehhilfen. Ihnen genügt eine Kiste, einen Stuhl oder ein Wäschekorb, um sich daran aufzurichten und die Gegenstände durch die Wohnung zu schieben. Nach etwas mehr Übung und fortlaufenden Entwicklung der Balance auf den Füssen, werden sie sich trauen eine und später zwei Hände loszulassen, um sich nach einem Gegenstand umzudrehen oder danach zu greifen.
Differenzierung und Anpassung der Gehfähigkeit:
Wenn das Kind gerade erst zu Laufen gelernt hat, trippelt es noch in kleinen Schritten. Dabei ist seine Beinstellung breit und der Fuss wird beim Aufsetzen noch nicht abgerollt. Auch der Oberkörper inklusive Kopf und Armenwird stramm gehalten und kaum bewegt. Die Arme dienen in ihrer seitlich hochgehaltenen Henkelstellung primär noch zum Ausbalancieren. Erst im sogenannten Toddler-Alter differenzieren und adaptieren Kinder ihre Gehfähigkeiten weiter aus: Die Schritte werden länger, die Spurbreite schmaler, der Fuss wird zuerst mit der Ferse aufgesetzt, die Arme hängen und schwingen seitlich am Körper. Durch die stetige Belastung der Beine und der Füsse in der Vertikalen, verändert sich auch die Beinachsenstellung der Kinder. Haben die Kinder erst gelernt aufzustehen, so erscheinen uns deren Beine noch o-förmig rund. In der Zeit zwischen 3 und 4 Jahren ortientieren sich die Beine gerade in die gegenteilige Richtung; sie zeigen relativ betrachtet in einer x-Stellung nach innen. Erst im Vorschulalter von ca. 6-7 Jahren weisen die Kinder über eine annährend «gerade» erwachsene Beinstellung auf. Diese Entwicklungsstadien sind normal und brauchen die Eltern nicht zu beunruhigen. Fällt hingegen eine Köperhälfte gegenüber der anderen extremer auf, so empfiehlt es sich, dies bei Gelegenheit bei einer Kinderphysiotherapie oder einem Kinderarzt vorzustellen.
Individuelle Unterschiede:
Es ist wichtig zu beachten, dass jedes Kind seinen eigenen Zeitplan für die Entwicklung der Gehfähigkeit hat. Einige Kinder beginnen früher zu gehen, während andere etwas mehr Zeit benötigen. Es ist entscheidend, dass Eltern geduldig sind und ihr Kind in seinem eigenen Tempo wachsen lassen. Geht das Kind mit 18 Monaten noch nicht, so ist es sinnvoll, einen Kinderarzt oder Kinderphysiotherapie aufzusuchen und gemeinsam herauszufinden, woran es liegt, dass das Kind noch nicht geht. Möglicherweise können ein paar gemeinsame Physiotherapiesitzungen, das Kind und die Eltern mit spielerischen Übungen und Tipps unterstützen oder die Kinderärzt:innen empfehlen eine weiterführende Abklärung bei einem Spezialisten.
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